Radfahrer auf L-Citrullin nutzen mehr Aminosäuren
L-Citrullin wurde zu einem derartigen Verkaufsschlager, dass man leicht vergessen kann, dass die ersten Nutzer von Citrullin eigentlich Ausdauerathleten waren. L-Citrullin war eine Zutat für Stimol, eine Mischung, auf die Läufer in den Siebzigern und Achtzigern schworen. Naja, vielleicht hatten sie Recht, falls eine spanische Studie über die Auswirkungen von Citrullin auf Radfahrer etwas ist, wonach man sich richten kann.
Aber lassen Sie uns die Dinge von Anfang an klarstellen: Nein, die Studie der Spanier bewies nicht, dass Sie mit Citrullin schneller treten. Was die Spanier entdeckten, waren einige potentiell ergogene Effekte.
Die Forscher gaben 8 jungen Radfahrern, angehenden Profis, 6 g L-Citrullin. Diese Dosis war so hoch wie der Tageskonsum von L-Citrullin, den Männer täglich durch Nahrung einnehmen. L-Arginin, L-Citrullin und L-Ornithin verwandelten sich alle ineinander in jedem Körper. Von den dreien ist L-Citrullin das stabilste. Zwei Stunden nach der Einnahme des Mittels radelten die Athleten 137 km.
Neun andere Radfahrer bekamen ein Placebo-Mittel und bildeten die Kontrollgruppe.
Kraftathleten sind interessiert an L-Citrullin als Ergänzung, da Enzyme die Aminosäure als Rohmaterial für Stickstoffmonooxid (NO) nutzen. Das ist die Substanz, die Muskelzellen zum Wachstum anregt. Die Forscher fanden heraus, dass das auch bei den Radfahrern passierte. Sie maßen mehr Nitrit im Blut der Fahrer direkt nach dem Radfahren und auch drei Stunden danach. Nitrit ist ein Indikator für NO.
NO erweitert die Blutgefäße und erleichtert dadurch den Transport von Sauerstoff und Energie zu den Muskelzellen. Das ist interessant für Ausdauerathleten.
Die Ergänzung hatte keine Auswirkung auf die roten Blutzellen. Die Aminosäure erhöhte aber die Konzentration von Wachstumshormonen, das Insulinlevel und die Konzentration von Kreatinin. Kreatinin ist ein Abfallprodukt von Kreatin. Die Forscher sind der Ansicht, dass Citrullin die Muskelzellen dazu anregt, mehr Kreatin zu produzieren. Klingt logisch, da Arginin ein Baustein für Kreatin ist.
Die Forscher fanden 30% mehr Harnstoff im Blut der Citrullin-Gruppe als in dem der Kontrollgruppe. Harnstoff ist ein Abfallprodukt beim Prozess des Proteinstoffwechsels. Das indiziert, dass Citrullin den Proteinstoffwechsel beschleunigt.
Blutanalysen zeigten, dass die Konzentration von BCAAs in der Citrullin-Gruppe nach der 137 km langen Fahrt abgenommen hatte. BCAAs sind die Aminosäuren, die die Muskelzellen am meisten aktivieren.
Die Forscher sind nicht sicher, wie sie diesen Effekt interpretieren sollen: Sie sind unentschieden zwischen zwei Möglichkeiten. Vielleicht nutzen die Muskelzellen die Aminosäuren für ihre eigene Erholung, dann wäre es ein anabolischer Effekt. Das ist ein positives Zeichen. Aber vielleicht wandeln die Muskelzellen die BCAAs in Energie um. Das ist wahrscheinlicher – und auch eine positive Auswirkung für die Radfahrer.
Falls letzteres korrekt ist, brauchen Radfahrer, die L-Citrullin nehmen, sicherlich mehr BCAAs. Aber das ist ein leicht zu lösendes Problem.
Quelle:
Eur J Appl Physiol. 2010 Sep; 110(2): 341-51.
Dieser Artikel auf Englisch:
Cyclists on L-citrulline use more amino acids